SEA-Trends 2024: A(nother) year of Change

Seit vielen Jahren ist SEA (Search Engine Advertising) eine feste Säule im digitalen Marketing und ermöglicht es Unternehmen, ihre Zielgruppen effektiv zu erreichen. 2024 steht vor der Tür und mit dem neuen Jahr auch einige Trends, angetrieben von Datenschutz- und Privacyverordnungen, technologischen Fortschritten wie die generative KI und Large-Language-Modelling sowie sich ständig weiterentwickelndes User-Verhalten.

SEA war schon immer eine sich schnell entwickelnde Marketingdisziplin – jene Experten, die in der Lage sind, sich Veränderungen schnell anzupassen, gehen oftmals als Sieger hervor. Der Fortschritt im Bereich User-Privacy und dazugehörig, datenschutzfreundlichem Advertising, die Nutzung von GA4, neue (Such-)Plattformen wie TikTok und visuelle Formate werden für den Erfolg in 2024 und darüberhinaus entscheidend sein. Je schneller Sie sich anpassen, Trends erkennen und testen, desto größer Ihre Chance zu glänzen.

KI-Automatisierung: Eine neue Ära für Effizienz und Präzision?

2023 war das Jahr der künstlichen Intelligenz in allen Disziplinen, auch im SEA: Google rollt weiterhin fast vollständig automatisierte Kampagnentypen wie Performance Max und zuletzt Demand Gen aus und treibt sie voran. Broad-Match-Keywords in Kombination mit automatisierten Gebotsstrategien gewinnen an Bedeutung, plattformintegrierte Tools ermöglichen eine automatisierte und KI-generierte Anzeigenerstellung, und Machine-Learning-Algorithmen werden immer ausgefeilter.

Im Jahr 2024 werden KI-gestützte Tools mehr als je dabei helfen SEA-Kampagnen zu optimieren. Noch nie war es für Werbetreibende so einfach, neue Anzeigen- und Kampagnenformate zu testen und zu aktivieren – dank automatisierter Werbemittel.

Lisa Erschbamer

Director Digital Advertising, Proficio Germany

Von Smart-Bidding-Strategien, die Gebote in Echtzeit optimieren, bis hin zu KI-gesteuerter Anzeigenerstellung und Zielgruppensegmentierung: KI-gesteuerte Automatisierung ermöglicht es Advertisern, schnellere und genauere Entscheidungen auf der Grundlage von Daten zu treffen – so scheint es zumindest auf den ersten Blick.

Doch allmählich legt sich die Aufregung rund um die KI und es tauchen vermehrt auch kritische Stimmen und differenziertere Meinungen auf:

  • Die Auswirkung fehlender “echter” Daten auf Marketingentscheidungen: Zweifelsohne haben Machine-Learning-Algorithmen in den letzten Jahren die Datenanalyse, die Anzeigenpersonalisierung, prädiktives User-Targeting und A/B-Testing immens erleichtert und es Marketingteams dadurch ermöglicht genauere Entscheidungen zu treffen. Allerdings scheint es in letzter Zeit eher so, dass sich die Bemühungen von Google und co. weniger darauf konzentrieren weiteren Fortschritt zu generieren, sondern eher darauf, den Status Quo beizubehalten. Angesichts des sich abzeichnenden Endes der Cookie-Ära, der Cookie-Consent-Problematik und der zahlreichen Werbeblocker schwindet der reale Dateninput und die Werbeplattformen verlassen sich zunehmend auf modellierte Daten. Ob der weit verbreitete Glaube, dass KI Werbetreibenden präzisere Entscheidungen ermöglicht, im Jahr 2024 noch zutrifft, bleibt abzuwarten.
  • Urheberrechtsfragen und Haftung bei Verstößen: Haben Werbetreibende das Recht, alle Daten zu nutzen, die KI-Tools zur Erstellung von Inhalten oder Werbematerialien verwenden? Können sie diese ihr Eigen nennen? Wer haftet im Falle einer versehentlichen Urheberrechtsverletzung – die Unternehmen hinter LLMs und anderen generativen KI-Tools oder die Werbetreibenden? Dies sind alles Fragen, die im Jahr 2024 beantwortet werden müssen, und Themen, die Marketingteams kennen müssen, um nicht (versehentlich) in potenzielle rechtliche Probleme zu geraten.
  • Generische, produktbasierte Anzeigen: Wenn Sie sich vollständig auf KI-generierte Werbemittel verlassen, kann dies dazu führen, dass Ihre Zielgruppe diese Anzeigen nicht wirklich wahrnimmt – User tendieren dazu homogene Werbung auszublenden. Nutzen Sie den Faktor Mensch, die menschliche Perspektive; Google tut dies bereits mit der “Perspektiven”-Funktion in der Search Generative Experience (SGE).

Privacy-Centric-Advertising: SEA in der Post-Cookie-Ära

Bereits seit 2020 ist die Rede von der Cookieless-Ära und einieg Browser wie Safari und Firefox haben diese auch bereits eingeleitet. 2024 soll es nun (endlich?) auch für Google Chrome soweit sein. 

Ab Januar 2024 startet Google eine Testphase mit 1 % aller User - Tracking ganz ohne 3rd-Party-Cookies. Im Laufe des Jahres wird dies auf alle Nutzer ausgeweitet.

Für Werbetreibende bedeutet das Ende der 3rd-Party-Cookies folgendes:

  • Daten werden ungenauer (die Effektivität von Marketingkampagnen kann nicht mehr so genau gemessen werden).
  • Conversion-Tracking Attribution werden schwieriger.
  • Targeting findet nicht mehr User-basiert sondern  auf Cohort-Ebene via Protected Audience API (Teil von Googles Privacy Sandbox) statt.

Wenn Sie es nicht bereits tun, ist 2024 das Jahr, in dem Sie anfangen müssen, Ihre 1st- und Zero-Party-Daten zu nutzen, eine neue Strategie für das User-Tracking und -Targeting zu entwickeln und kontextbezogene Werbung in Betracht zu ziehen.

Unsere Tipps:

  • Verbessern Sie Ihre First-Party-Datenerfassung: Wenn Sie es nicht bereits erledigt haben, implementieren Sie jetzt serverseitiges Tracking. Damit können Sie First-Party-Cookies verwenden, um das Nutzerverhalten auf Ihrer Webseite weiter zu tracken und diese Daten über einen Server an Ihre Google Ads, Microsoft Ads und Meta Business Manager oder Analytics-Tools wie GA4 oder Adobe zu senden.
  • Befassen Sie sich mit Contextual Advertising: Kontextbezogene Werbung basiert nicht auf User-Verhalten oder User-Profile, sondern spielt Anzeigen basierend auf den Inhalt einer Seite aus, die sich ein Nutzer gerade ansieht. Marketer müssen sich also nicht auf Cookies verlassen, um relevante User anzusprechen.
  • Ziehen Sie alternatives Tracking in Betracht: Da iOS, Cookie-Consent und Ad-Blocker fast jede Tracking-Technologie einschränken, lohnt es sich, alternative (und GDPR-konforme) Tracking-Methoden wie KI-gestütztes Tracking in Betracht zu ziehen.
  • Führen Sie Incrementality-Testing ein: Mithilfe von Inkrementalitätstests können Sie herausfinden, ob Ihre Kunden konvertieren, weil sie eine Ihrer Anzeigen gesehen haben, oder ob sie die gewünschte Aktion auch ohne diese Anzeige durchgeführt hätten – so können Sie sicherstellen, dass Ihre Kampagnen effektiv sind, ohne sich auf Cookies von Drittanbietern verlassen zu müssen.
  • Nutzen Sie die Privacy-Sandbox von Google: Dieses Set von Technologien und Tools zur Verbesserung des Datenschutzes im Internet wird ständig weiterentwickelt und befindet sich noch in der Entwicklung. Es lohnt sich, ein Auge darauf zu behalten und alle relevanten Funktionen frühzeitig zu testen.

Benötigen Sie Unterstützung bei Tracking, Analytics oder Ihrer Datenstrategie? Unser Expertenteam kann Ihnen helfen. Rufen Sie uns noch heute an!

Jenseits der Suchanzeigen: Video killed the radio star

Video- und Bildanzeigen sowie interaktive Werbung wie Shoppable Content machen das Werbeerlebnis für Nutzer interaktiver und einprägsamer. Bei einem durchschnittlichen Online-Videokonsum von 17 Stunden pro Person ist es nur natürlich, dass Google Kampagnentypen wie Performance Max und Demand Gen vorantreibt, um für Nutzer relevant zu bleiben und es Werbetreibenden zu ermöglichen, ihre Zielgruppe auf ansprechende Weise zu erreichen.

Mit Videos können Vermarkter eine Geschichte erzählen, alle Funktionen ihres Produkts zeigen und emotionale Reaktionen hervorrufen – so steigern Sie Ihre Markenbekanntheit, Ihr User-Engagement und letztlich die Conversion-Rate.

Gabriela Keprtová

Head of Programmatic Display & Video

Wenn Sie diese noch nicht getestet haben, sollten Sie 2024 unbedingt visuelle Anzeigenformate in Ihrer PPC-Strategie einbauen.

Jenseits der Google Suche: TikTok Suchanzeigen

Mit 1,5 Milliarden monatlich aktiven Nutzern weltweit im Jahr 2023, davon rund 240 Millionen in Europa, hat TikTok eine ernstzunehmende Größe erreicht. Vor allem (aber nicht nur) bei der technikaffinen Gen Z hat sich die Social-Media-Plattform zu einer ernsthaften Konkurrenz für traditionelle Suchmaschinen wie Google entwickelt. Daten aus einer US-amerikanischen Google-Studie zeigen, dass mehr als 40 % der Gen Z TikTok oder Instagram gegenüber Google als Suchmaschine bevorzugen, da sie dort relevantere und personalisierte Antworten erhalten.

Und diese TikTok-Nutzer nutzen die Social-Media-Plattform nicht nur für die Suche, sie kaufen dort auch ein. Vor allem Produkte und Dienstleistungen aus den Bereichen Beauty/​Skincare, Fitness und Sport sowie Heimwerken/​DIY.

#TikTokMadeMeBuyIt

Im Q3 2023 führte TikTok das sog. “Search Ads Toggle” weltweit ein, das es Werbetreibenden ermöglicht ihre bestehenden Anzeigeninhalte bei relevanten Suchanfragen neben den organischen Suchergebnissen in der TikTok-SERP anzuzeigen.

Source

TikTok-Suchanzeigen werden aus bestehenden Anzeigen, die Sie bereits verwenden, erstellt. Sie werden als gesponsert gekennzeichnet und können auf verschiedenen Positionen in der SERP erscheinen, je nach Suchanfrage des Users, Anzeigenrelevanz und bisherigem User-Verhalten. Negative Keywords geben Werbetreibenden eine gewisse Kontrolle darüber haben, wo ihre Anzeigen erscheinen.

Interne Analysen von TikTok zeigen, dass 70 % der Anzeigengruppen mit aktiviertem Search Ads Toggle eine bessere Performance erzielen als ohne, da die Suchanzeigen effizientere Conversions liefern.

Wenn Sie bereits Social-Media-Anzeigen auf TikTok schalten, ist das Testen der Suchanzeigenfunktion nur einen kurzen Toggle entfernt!

CPC-Inflation: Und nun?

Mit weltweiten Inflationsraten von fast 7 %, ist es nicht sonderlich erstaunlich, dass die Inflation zu den am meisten diskutierten Themen im jahr 2023 gehört hat. Auch bei Vermarktern und Werbetreibenden steht das Thema ganz weit oben auf der Agende, denn auch Klickpreise sind seit August merklich gestiegen.

Bei Google-Anzeigenauktionen gibt es sog. Reservepreise und Mindestschwellen, d. h. es gibt einen Mindestpreis, den ein Werbetreibender zahlen muss, damit seine Anzeige in der SERP erscheint. Im Laufe der Zeit hat Google diese Mindestpreise erhöht, um seine eigenen Einnahmen zu steigern, wodurch die Kosten für alle gestiegen sind.

Auch wenn es wichtig ist, dass Sie Ihre Quality-Score-Faktoren auf einem hohen Niveau halten, überprüfen wir bei Proficio immer wieder unsere Prioritäten und sorgen dafür, dass unsere Zeit so effizient wie möglich eingesetzt wird. Wir sind der Meinung, dass es für Werbetreibende oft erfolgsbringender ist, ihre Energie auf geschäftsrelevante KPIs zu konzentrieren, d. h. so viel wie möglich aus ihren Klicks herauszuholen, anstatt billigeren Klicks nachzujagen. Damit meinen wir, dass es vergeudete Energie ist, sich über die CPC-Inflation aufzuregen, denn wir können Google weder kontrollieren noch davon abhalten, die Mindestschwelle anzuheben. Stattdessen sollten Sie dafür sorgen, dass sich die höheren Kosten lohnen, indem Sie sicherstellen, dass Ihre Kampagnen und das Tracking bestmöglich eingerichtet sind und Sie eine äußerst relevante Zielgruppe mit maßgeschneiderten Anzeigen ansprechen, die konvertieren.

Wir empfehlen daher, dass Werbetreibende ihre Energie mehr auf relevante Geschäftsergebnisse als auf einzelne plattforminterne KPIs wie CPC konzentrieren.

Andrej Grajciar

PPC Team Lead

Advertiser, die diese Trends geschickt nutzen, werden nicht nur erfolgreich durch die sich stetig entwickelnde PPC-Landschaft navigieren, sondern auch effektive Kampagnen schalten, die bei ihrer Zielgruppe Anklang finden und gleichzeitig deren Privatsphäre respektieren.

Die vor uns liegende Reise im SEA-Marketing ist aufregend und herausfordernd; es ist der perfekte Zeitpunkt für Werbetreibende, die Chancen zu ergreifen, die diese transformativen Trends bieten, und den Weg für eine erfolgreiche neue Ära im SEA zu ebnen.

SEA 18. 12. 2023